Grundschulkinder lieben die Gedichtformen Haiku und Elfchen. Es ist die einfachste Form, sich poetisch zu verwirklichen, mit wenigen Worten auf den Punkt zu kommen, denn wie heißt es immer so schön: In der Kürze liegt die Würze.
Zudem ermöglicht diese Form – gerade bei den Elfchen – die Wortarten zu festigen, den Stil zu verbessern und sich mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen.
Selbst für Autoren bieten diese Gedichtformen eine Möglichkeit, ihre Blockaden zu lösen.
Was ist ein Haiku?
Das Haiku stammt aus Japan, ist ungefähr 500 Jahre alt und gilt dort als klassische Gedichtform. Es entwickelte sich aus einer ursprünglichen Kettendichtung, die 36-gliedrig aufgebaut ist. Ein Haiku ist kürzer. Insgesamt besteht es aus höchstens 17 Silben, das sich in drei Zeilen beispielsweise so aufteilen kann:
1. Zeile = 5 Silben
2. Zeile = 7 Silben
3. Zeile = 5 Silben
In einem japanischen Haiku wird sich mit der Beschreibung der Natur auseinandergesetzt. Es charakterisiert das Ereignis einer Beobachtung und steht immer in der Gegenwart (Präsens). Dabei soll es ein Gefühl erwecken, das sich nur dem Augenblick widmet. Diese Gedichtform enthält zumeist Unausgesprochenes zwischen den Zeilen, das natürlich der Leser selbst erkennen soll.
Ein Haiku ist gerade im Grundschulbereich eine schöne Abwechslung, wenn es um Silbenlesen geht oder auch um Silbentrennung. Die Lernenden befassen sich auf diese Weise sehr intensiv mit dieser Thematik und sind zumeist mit Freude dabei.
Übrigens, wenn man einen deutschen Haiku-Dichter von Weitem beobachtet, sieht man, dass er mit den Fingern die Silben zählt und vertieft seinen Text aufsagt. Ein Japaner hingegen zählt nie die Silben, höchstens seine Laute, da sein Lautsystem aus Vokalen, Konsonanten und festen Vokal-Konsonanten-Verbindungen besteht.
Ein Haiku
Schmetterlinge
umgeben zwei Rosenstämme,
kaum zu sehen.
Was sind Elfchen?
Elfchen zu verfassen, ist weitaus leichter. Ihr Name lässt schon vermuten, dass diese Gedichtform nur elf Wörter beinhaltet. Dabei kann es sich inhaltlich um alles handeln, was dem Schreibenden bewegt. Themen wie Jahreszeiten gelten als recht beliebt. Möglich sind aber auch Personen und damit es richtig spannend wird, sollten die Personen erst in der letzten Zeile erwähnt werden. Für die Grundschüler wäre es zur Festigung der Wortarten eine abwechslungsreiche Aufgabe, die zudem die Kreativität der Kinder fördert.
Wichtig anzumerken wären noch folgende Merkmale:
- keine Satzzeichen;
- keine Wortwiederholung;
- kein Reim.
Möglicher Aufbau eines Elfchens
1. Zeile = 1 Nomen
2. Zeile = 1 Adjektiv und 1 Nomen
3. Zeile = 3 Adjektive
4. Zeile = 1 Satz mit 4 Wörtern
5. Zeile = 1 Nomen
ODER
1. Zeile = 1 Verb
2. Zeile = 2 Nomen
3. Zeile = 3 Adjektive
4. Zeile = 1 vollständiger Satz mit 4 Wörtern
5. Zeile = 1 Verb
Ein Beispiel zum Elfchen
1. Zeile = 1 Adjektiv |
friedlich |
2. Zeile = 2 Nomen |
Meeresrauschen, Lebenszeichen |
3. Zeile = 3 Verben |
springt, durchbricht, glitzert |
4. Zeile = 1 Satz | Engelsflügel winken mir zu. |
5. Zeile = 1 Zauberwort | Schwertwal |
Probiert es selbst einmal aus. Auch meine Kollegin Sandra-Maria Erdmann befasste sich mit dem Thema Elfchen. Klickt euch einfach mal hier hinein.
Hinweis auf Urheberrecht:
Diese Gedichte stammen aus meiner Feder und sind somit urheberrechtlich geschützt.
Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung von der Inhaberin Sandra Gau.
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